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Eine Theaterbande auf großer Fahrt




Tag 1: Montag, 05.09.22

Mehrere Hiobsbotschaften am ersten Tag

Heute Morgen schon dachte ich an den Film mit James Dean mit dem Titel: “Denn sie wissen nicht, was sie tun. Genauso ging es mir , als ich um 8.45 auf mein Rad stieg, um gemeinsam mit 12 Kindern und einer Studierenden Richtung Lindelbrunn zu radeln, wo das schöne Dekanatsjugendhaus auf uns wartete. Der Weg dahin war ein absolutes Abenteuer. “
Mein Opa hat mir gestern Abend das Fahrrad gegeben und gesagt, dass es wunderbar funktionieren würde und ich gut auf es aufpassen soll”. Da hat sich der Opa aber gründlich getäuscht. Nix geht da, die Gangschaltung im Eimer, die Bremsen marode und der Rahmen, wie mir später erklärt wurde, in einem lebensgefährlichen Zustand. Aber dazu später. Schon nach wenigen Minuten haben wir sie verloren. “Sie ist weg”, ruft eines der Mädchen, als wir nur wenige Meter gefahren sind. Wir fahren immer wieder mit Unterbrechungen am Birnbach entlang, nach einer Stunde Fahrzeit kommen wir in Wollmesheim an. Ich kann sogar unterwegs minutenlang mit einer Freundin, die ich schon Jahre nicht gesehen hatte, ein Schwätzchen halten und bin immer noch nicht Letzter. Wie gesagt, mehr als 20 Minuten hätte dieser Teil der Fahrt nicht dauern dürfen. Kurz nach Wollmesheim die nächste Hiobsbotschaft. “Ich will mein Mountainbike nicht mitnehmen, wir haben extra ein neues Rad gekauft.” Das neue Rad gibt seinen Geist auf. Kein Gang ist mehr zu schalten. Mein zugegebener Maßen dünner Sachverstand reicht nicht aus, um eine Reparatur zu umgehen. Zum Glück liegt die Landmaschinenwerkstatt der Firma Schunck auf unserem Weg. Keine Fahrradmanufaktur aber hervorragende Handwerker. Mit den beiden Mädels mache ich mich auf den Weg zu Schuncks, die anderen legen wieder eine Pause ein. Dort ist es unfassbar. Ein Handwerker lässt alles stehen und liegen und macht sich an dem ersten Rad zu schaffen. Er findet zunächst keinen, bis er sich den Korb betrachtet, der an den Lenker geschraubt ist und das von jemandem, der definitiv die Finger vom Schraubenzieher lassen sollte. Das Kabel der Gangschaltung ist so eingeklemmt, dass es ein Wunder ist, überhaupt für eine kurze Zeit schalten zu können. Gut gemacht, ein Problem gelöst. Das Fahrrad vom Opa wird nach allen erdenklichen Mühen abgestellt und soll am Besten vom Schrotthändler abgeholt werden. Die Firma Schunck leiht uns ein Rad, welches in der Werkstatt stand. Also ging es nach einer Stunde weiter. 
Die andere Gruppe hat den Weinberg leer gegessen und irgendwann auch mal angerufen. Dann also wird die Fahrt fortgesetzt. In Göcklingen bekommen wir Wasser. Weiter geht es nach Waldhambach am Strohballenhaus vorbei, in Waldrohrbach beginnt das Nerven. “Wie lange ist es denn noch? Wieviele Kilometer? Ich kann nicht mehr, ich will nicht mehr, ich will wieder nach Hause, noch nie bin ich so viele Kilometer gefahren, mein längster Weg war zwischen Offenbach und Bornheim.” Oh ha, dann entspannte 5 Kilometer, glaube ich. Und dann geht es vor Völkersweiler ein wenig bergan. Die Stimmung ist angespannt. In Gossersweiler eine kurzfristige Rettung, Coca Cola an der Tanke. Und dann sind es nur noch 3,9 km zum Ziel, aber die ziehen sich. Ich spiele den Besenwagen. Ganz schön anstrengend. 
Die Belohnung ist ein fantastisches Haus, eine wunderbare Umgebung. Gerade sind die Kids in der Küche und verarbeiten den selbst gemachten Nudelteig zu einem köstlichen Gericht. Spaghetti Arrabiata, schöne scharfe Soße und eine ganze Knolle Knoblauch. Ich habe ein Duo Infernale dabei, bei denen saß ich während des Essens, unglaublich worüber die köstlich lachen können. Wahnsinn, was selbst die kleinsten Körper in sich hineinschaufeln können. Es ist kurz vor 8 Uhr am Abend, manche gönnten sich einen Mittagsschlaf und sind jetzt entsprechend fit. Die Großen lernen Text im Freien, die Kleinen machen den Abwasch. Echt klasse mit den Kindern. Gegen die Mehlreste wird der Kärcher aus dem Regal geholt. Was mich sehr freut, ist,  dass echt viele Kinder in der Küche gründlich arbeiten und wirklich schon was können. Neben mir ruft es: “Ich will die ganze Zeit auf die Uhr schauen auf meinem Handy und vergesse, dass ich keines dabei habe”. Dann schaut sie auf die Uhr, die im Speiseraum hängt und behauptet, sie nicht lesen zu können, ich glaube ihr das fast. In der Küche geht die Post ab. Mein einziger Junge wird von den Grazien geteert und gefedert. Ich schreie ihm mit einem lautem Ruf zu Hilfe, wir zwei müssen schon zusammen halten. Ich hoffe auf einen ruhigen Abend und träume von ein paar Stunden Schlaf. Morgen früh um 7.00 Uhr hole ich mit zwei Kids Brötchen, 8.30 Uhr Frühstück, 9.00 Uhr Theaterprobe.

Wir hoffen, dass sich die Truppe nach diesem ereignisreichen Tag gut erholen konnte und am nächsten Tag fit in den Tag starten kann! 😊
















Tag 2: Dienstag, 06.09.22


Feueralarm ohne Erklärung...





Der gestrige Abend hatte noch Potenzial wie ein Horrorfilm zu enden, da plötzlich laut und schrill der Feueralarm ohne Erklärung ertönte. Nach etwa zwei Minuten verstummte er, nur um 5 Minuten später wieder zu starten und unseren letzten Nerv zu rauben. Unser Ralfi hat dann einfach den Feuermelder abgebaut und wir konnten uns endlich schlafen legen. 

Doch leider werden wir schon um 08:00 Uhr aus unserem friedlichen Schlaf gerissen. Ein Frühstück mit Brötchen und vielen verschiedenen Aufstrichen hebt unsere Laune. Nach Aufräumen und einer kleinen Pause beginnen wir dann mit unseren Theaterproben. Diese beginnt mit einem erweckendem Warm-up und endet damit, dass wir zusammen zum ersten Mal unser Bühnenbild aufbauen. Das Einstudieren des Stückes geht bis um 16:00 Uhr und wird immer mal wieder mit einem time-out versehen. "Ich hätte nicht gedacht, dass mir die Herausforderung so gefallen würde" sagt Eddy Merchx nach der harten Arbeit. 

Währenddessen waren Bambi, Shrek und Ralfi auf einer kurzen Spritztour zum Einkaufen für das leckere Abendessen. Während dieses von vier Schülern unter der Aufsicht von Frischfleisch und Ralfi gekocht wird, haben die anderen Herausforderer weiterhin an den Kulissen gearbeitet. Das Essen wird pünktlich um 19:00 Uhr serviert und das Nasi Goreng von allen gefeiert. Frischfleisch wird von Shrek noch gebeten, ab jetzt nachts zu duschen , sodass sie zu Regengeräuschen einschlafen kann und Frischfleisch verspricht, sich dieses zu Herzen zu nehmen. 

Der heutige Abend wird mit vielen Gesellschaftsspielen, Snacks und Deeptalks enden. Dieser Blockeintrag endet mit den Worten:"du bleibst jetzt sitzen bis wirs dem Haus gezeigt haben!!!"

LG von Koala und Shreki














Tag 3: Mittwoch, 07.09.22


Frischlings Geburtstag

Frischling hat heute Geburtstag, ich in die Bäckerei, gebe alles, Schokobrötchen und ein Croissant, mehr geht nicht in der tollen Landbäckerei Burkhard in Vorderweidenthal. Die haben ehrlich gute Brötchen und noch besseres Brot. Zurück schlafen viele der Kids noch. Wir richten Frühstück und ich schaue in eine ganze Menge müder Gesichter. Bambi will umziehen, weil ein Waschbär in der Decke in der Nacht für Unruhe sorge. Ich versuche, sie zu beruhigen und erkläre ihr, dass es womöglich ein Siebenschläfer sei, und dass dieser einem Eichhörnchen ähnlich sehe und ein ganz süßes Tier sei. Bambi ist beruhigt, die meisten anderen in ihrem Zimmer haben davon sowieso nichts mitbekommen und ab dann wird das Ganze ein wirklich anstrengender Tag.

Wir alle wissen, dass wir in 2 Tagen auf der Bühne stehen und erwartungsfrohe Kinderaugen auf uns schauen werden. Die Spannung und das Kribbeln ist spürbar. Wir proben von 10:00 - 18:00 Uhr. Eine Stunde Mittagspause und das wars. Die Kinder haben das so gut gemacht, ertragen geduldig den cholerischen Regisseur und ebenso beharrlich die Anweisungen, genau das nicht zu machen, was eigentlich gerade angesagt ist. Flash kommt tatsächlich aus der Pause und kaut Kaugummi, obwohl der Alte vorher in scharfem Ton gesagt hat, dass ein Kaugummi auf der Bühne ein NO-Go sei und mit einer Strafe nicht unter 5 Jahren Gefängnis zu belegen sei. Flash lächelt das Problem weg und treibt den Blutdruck des Alten in schwindelerregende Höhe. Koala macht sich wiederholt ernsthaft Sorgen um die Gesundheit des Alten. Das Thema Heimweh ist auch heute wieder eines, ich erkläre den Kindern dass Heimweh durchaus eine gesunde Reaktion sei und zeige, dass man die Liebsten Zuhause wirklich braucht. Das heißt natürlich nicht, dass jene, die kein Heimweh haben, zu Hause nicht tolle Menschen hätten. Meine Androhung in der Pause, möglicherweise zur Burgruine Lindelbrunn wandern zu wollen, führt bei zwei oder drei Schülerinnen zu lauten Protesten. Ich erklärt, dass der Weg 70 m lang sei und 88 Höhenmeter zu überwinden seien. Dies trägt komischerweise nicht zur Beruhigung der Gemüter bei. Keine Ahnung warum. Wir schaffen es dann sowieso nicht, weil wir so lange proben. Fuchs war am Anfang der Herausforderung ein stilles Wasser, sie taut inzwischen merklich auf und wird immer frecher. Gut so, weiter so!

Am Abend grillen. Wir haben eine derartig tolle Feuerstelle, dass wir uns überlegen, in den nächsten Tagen jeden Abend zu grillen, zumal ich mich in der Kalkulation vertan habe. Konnte auch nicht wissen, dass junge Damen ungefähr an einem Abend soviel essen, wie sie wiegen. Die Küchencrew hat Salate vorbereitet, von denen einige schon vor dem Essen sehr angeknabbert sind. Das Donnerwetter des Alten rührt die in keiner Weise, lediglich der Vorwurf asozialen Verhaltens führt zu einem kurzzeitigen Rückzug, aber wirklich nur kurz. Meine Versuche, einige zu einem ausgewogenen Essen zu überzeugen, führen jeden Abend in die Irre. Hier gilt es im Nachgang mit den Erziehungsberechtigten ein Ernährungsseminar durchzuführen. Als ich dann heute zur Feier des Tages mit Frischling, die heute Geburtstag hat und jenseits der 20 Lenze ist, eine Schorle getrunken, sind gierige und scheinbar trinkgewohnte Augen und freche Bemerkungen die Begleitmusik. Auch hier täte Aufklärung Not. Ein schöner Tag geht zu Ende, ich bin stolz auf meine Kinder, sie ziehen super mit und am nächsten Tag wird es in die Endprobe gehen. Ich hoffe, es geht so weiter und am Freitag können wir in der Grundschule Süd unseren ersten Auftritt feiern.

Bis morgen...












Tag 4: Donnerstag, 08.09.2022


Ein lustiger Morgen

Ein ganz lustiger Morgen. Ich wache um 07:30 Uhr auf, was eigentlich nicht ganz stimmt. Denn ich brauche den Wecker. Ich schlafe hier so gut, dass ich auch irgendwie dieses Gerät brauche. Alla gut. 

Ich koche Kaffee und Tee, wärme Brötchen auf (das ist auch eine lustige Geschichte. Wir haben ein Festnetztelefon, das klingelte gestern und ein Mann erzählte uns, dass er mit einer Jugendgruppe im benachbarten Haus des Pforzheimer Jugendamtes sei und sie Brötchen über hätten. Er würde sie uns kostenlos bringen, falls wir das möchten. Ein paar Minuten später war er da und erklärte uns, dass sie bei Aldi 200 Brötchen bestellt hätten, aber 2000 Tüten mit jeweils 8 Brötchen bekommen hätten. Bevor sie diese wegwerfen würden, kam er auf die Idee, uns zu fragen. Ich glaube, wir müssen die nächsten Tage nicht zum Bäcker. Auch gut). Selina kommt und wir decken für die Herrschaften auch noch den Tisch. Dann läuten wir die Glocke, die sicher sämtliche Wildschweine in einem Kilometer Entfernung zur Flucht bewegt. Keine Reaktion. Wieder und wieder läuten wir. Irgendwann kriechen die Ersten aus den Betten. Als ich in den Frühstücksraum komme, beginne ich zu singen und gute Laune zu verbreiten, nicht allen gefällt das. Die kleinen Monster bekommen ihre Augen nicht auseinander und schauen mich genervt an. Wie kann man mitten in der Nacht schon so fröhlich und gut gelaunt sein? Wir lesen unseren gestrigen Blogeintrag, manche schmunzeln vor sich hin. 

Natürlich habe ich etwas vergessen. Koala erinnert mich daran, Bambi muss mich wie fast immer korrigieren. Okay, ich soll hier einfach niederschreiben, dass mich die Gräfin darauf aufmerksam gemacht habe, wie sehr ich schmatzen würde. Ich erklärte ihnen, zwei Dinge keinesfalls zu tun, zu schmatzen und was noch viel abwegiger sei, zu schnarchen. So ein Quatsch, never ever. Am Ende des Frühstücks liegt der Kopf von Flash auf dem Tisch. Sie beschloss, weil die Augen sich sowieso nicht öffnen ließen, am Frühstückstisch nach einem fetten Nutellabrot wieder einzuschlafen. Ach ja, Shrek frühstückt nie. Wie auch, schließlich ist man mit 15 schon erwachsen und Erwachsene frühstücken natürlich nicht mehr. Ein paar Kaffeetanten sind auch dabei, natürlich die Gräfin, Harley Quinn, Koala und manchmal auch Bambi. Spirelli überlegt jeden Morgen, wie sie es schaffen kann, dass die Schicht Nutella, die sie auf ein Brötchen schmiert, dicker sein kann als die Brötchenhälfte, was ihr böse Worte des Alten einbringen. Einen Eindruck hinterlässt das eher nicht. Um 10:00 Uhr beginnen wir mit einer italienischen Probe. Ach ja, da gibt es noch das Thema "einkaufen gehen". Bambi und Shrek dürfen nicht mehr mit. Zigmal ertönt ein lautes UI! und die beiden wollen das jeweilige Produkt kaufen, der Einkaufswagen wäre in Windeseile bis obenhin überfüllt gewesen. Vor der Fleischtheke fällt Shrek fast vom Glauben und möchte mich vom Kauf zahlreicher Rumpsteaks überzeugen, lediglich ein Verweis auf unser dünnes Portemonnaie sorgte für Beruhigung und dann ging das Proben los.

Regnet es oder hält es? Zuerst gehen wir im Haus den Text durch, was richtig gut klappt, wirklich richtig gut. Dann eine italienische Probe, also nur den Anfang und das Ende einer Szene und den Übergang. Einige irren umher und wissen gar nicht, wo sie hinlaufen sollen, andere führen vor lauter Eifer auf der Bühne Regie, erhalten einen dicken Rüffel vom Alten und weiter geht es. Besprechung und eine erste Hauptprobe, die allen Beteiligten vor Augen führt, dass eine Reihenfolge jedem klar sein muss. Koala versucht zu ordnen, Bambi sowieso, Flash und Shrek räumen die Kulisse ab und kriegen sich nicht mehr ein vor Lachen. Pfälzer Schinkenwurst vergisst ihre Räder, Spirelli piepst, Schlumpf ist verschlafen, Harley macht es großartig, Flummi piepst auch, Eddy Merchx ist ganz aufgeregt, Lissy sehr aufmerksam, die Gräfin hat auch nicht ihren besten Tag erwischt, Fuchs verwirrt ihre Mitspielerinnen, weil sie beharrlich den Gemeinschaftstext danebenhaut, der Alte und Frischfleisch, die gestern noch Frischling hieß, schauen sich an und schütteln den Kopf, die Besprechung nach der ersten Hauptprobe wird lang. 

Die 2. Hauptprobe läuft viel zu gut und doch gibt es einiges zu tun. Dann essen wir gemeinsam. Ich erledige mit zwei Mädels den Einkauf. Als wir zurückkommen, wartet das Überfallkommando, eine Tür in der Küche hat sich selbstständig gemacht, natürlich ganz von alleine, der Ofen sei zu heiß, aber alles gut. Bambi und der Alte machen in Windeseile aus 3 Kilo Mehl einen Hefeteig für die Pizza und dann sollte die Generalprobe beginnen, doch es regnet draußen. Um 19:00 Uhr soll es laut App aufhören, hope so. Das Essen muss warten. Natürlich haben wieder einige geschlafen und die werden versuchen, später die Nacht zum Tag zu machen, aber das wird nichts werden. Morgen ist der erste Auftritt in der Grundschule Süd, da müssen alle fit sein, auch die Mittagsschläferinnen ohne Stern. Schlumpf schläft sowieso nie. Es ist 18:24 Uhr, wir machen eine Generalprobe und was soll ich sagen, wenn das morgen genauso gut wird bei unserer Premiere, bin ich mehr als zufrieden. Die Kinder sind so großartig - irre. Wir haben vier Tage unglaublich viel geprobt. Besonders stolz bin ich auf die Kinder, die sonst nie Theater spielen, wie die sich entwickelt haben - irre. So muss Schule eigentlich immer sein, genau so. Die Kinder lernen Theater spielen, spülen, abwaschen, Verantwortung übernehmen, mit Scheitern umgehen, sich anzustrengen und sie lernen, dass es auch ohne Handy geht. Die Kinder lernen aufeinander zu achten. "Alter, sollen wir die restliche Pizza in Frischhaltefolie packen?, sollen wir den überzähligen Teig in die Gefriertruhe packen?, sollen wir noch irgendwas machen"? Ja, das sagen Schüler nach ein paar Tagen HF. 

Heute Mittag hat es gekracht, weil nichts aufgeräumt ist. Jetzt rasen sie durchs Haus und schrubben und machen und tun. Bei Tisch ein Gespräch mit den Mädchen über Dicksein und über den Mist aus Insta. Die Kinder sind so reflektiert -irre. 

Unsere Pizza gerade ist super, die Kinder machen die Küche, einige spielen, wir sind alle zusammen, es ist wunderbar, hoffentlich bleibt es so. Heute Abend ist bald Bettruhe, morgen früh holen uns Eltern ab und dann wird es spannend und wer glaubt, dass wir im Urlaub sind, irrt. Der Tag begann um 07:30, der Blogeintrag ist um 21:00 h beendet.

Let´s go!!












Tag 5: Freitag 09.09.2022

Tag der Herausforderung

Tag der Wahrheit; Premiere unseres Stücks. 7.30 h niemand außer mir hörbar. Frischfleisch macht sich bestimmt fertig, so wie ich sie kennengelernt habe. Auf Frischfleisch ist Verlass, die lernt genau das, was sie machen sollte. Wir läuten die Glocke, doch nur langsam kommen die müden Geister. Spannung liegt in der Luft. „Bin schon aufgeregt“, sagen die einen, „ich gar nicht“, andere. Wir frühstücken, natürlich waren wieder einige Brötchen zu lange drin. 

Gestern beim Pizzabacken fackelte schon unsere Backfolie ein wenig an. Lautes, hysterisches Schreien war die Folge. Zecken wurden gestern Nacht auch noch entfernt. Was man nicht alles so macht. Die Nacht war ruhig, wie eigentlich jede bisher. Am Frühstückstisch war unser Siebenschläfer wieder Thema. Seine zarten Geräusche führte bei Spirelli vor allem zu lautem Zähneklappern. Die anderen schliefen und kümmerten sich nicht. Zwei der drei Fahrerinnen tranken noch eine Tasse Kaffee mit und dann ging es los nach Landau. 

Dort bauen alle auf, der Alte muss noch wohin und Kopien holen. Er trödelt wie immer und hat die Kinder mit Frischfleisch in der Schule zurückgelassen. In der Pause beobachtet die Theaterbande die Grundschüler und sie haben doch ein wenig Angst bekommen, ob diese aufgeregte Bande zu bändigen sei. Je weiter es auf 12 Uhr zugeht, desto größer wird die Spannung. Wir alle begeben uns in ein Warmup, einfach nur Schulter an Schulter im Kreis. Der Alte erzählt ein wenig, wir sammeln uns und dann kommen schon die ersten Kinder. Immer mehr erwartungsfrohe, aufgeregte Gesichter kommen in den Raum. Jetzt gibt es kein Zurück mehr. Und was dann folgt, ist schon klasse. Die Spielerinnen und der Spieler sind einfach großartig. Was wir uns vorgenommen haben, wird zu 100 % in die Tat umgesetzt. Lediglich der Alte funkt an einer Stelle dazwischen und sorgt kurz für Unruhe. Ansonsten läuft alles wie am Schnürchen. Begeisterter Beifall, wirklich, zeigt davon, dass das Publikum rein tolles Theaterstück gesehen hat. Wortlos ist ein Stück für Kinder von 8 -80 Jahren, das davon handelt, wie wir mit einander sprechen, wie Sprache mächtig sein kann und missbraucht werden kann. Es gibt den Kleinen und den Großen etwas. Die Kinder der Grundschule Süd haben eine sehr schöne Rückmeldung gegeben. Alle Zuschauer sind angetan gewesen, sehr schön. Der Alte ist gerührt und hat Pipi in den Augen, dass der auch so nahe am Wasser gebaut hat. Der Förderverein der Grundschule Süd gab uns sogar noch eine Spende mit, vielen Dank dafür. 

Unterwegs kaufen wir zur Feier des Tages Kuchen. Gerade sind die ersten Kinder der HF Hüttenzauber bei uns angekommen, die müssen für 2 Nächte aus der Ringelsberghütte raus und bleiben jetzt 2 Nächte bei uns. Und das ist eine ganz andere Truppe. Denn hier sind doch viel mehr Jungs mit einer Menge Energie dabei. Cool. Wir kochen zusammen, essen am Grill zusammen und erzählen uns von unseren Herausforderungen. Für die Theaterbande bedeutet dies wieder eine Veränderung, plötzlich viel mehr Menschen in „unserem“ Haus. Aber auch diese Herausforderung werden wir bestehen. Ich selbst merke, wie ein Stück Verantwortung von mir abfällt, die Vorführung heute war so gelungen, dass man  jetzt auch müde sein darf und bald zu Bett gegangen wird. Ich hätte echt nicht gedacht, dass es so gut klappt. Danke nochmals an die Eltern, die uns heute abgeholt und wieder zurückgefahren haben. 

Vielen Dank.







Tag 6: Samstag 10.09.2022

Das Haus ist voll

Das Haus ist voll, die Nacht entspannt. Die Freunde der HF Hüttenzauber sind eine prima Truppe, lustige Jungs und ein paar Mädchen haben heute auch schon neuen Namen erhalten. Da ist Mayrilyn, Grinsbacke, Maultäschchen und Holzwurm. Die haben heute mit einigen von uns etwas Tolles erlebt, aber schön der Reihenfolge nach. Morgens sind die Alten alleine, die Jugend im Koma, die Alten können schön in Ruhe Kaffee trinken und diesen Zwischentag planen. Zwischentag? Ja weder Theaterspielen, noch die Hütte betreiben oder Gäste bewirten, das findet heute nicht statt. Stattdessen ausschlafen und in den Tag hineinbambeln. Irgendwann kommen dann doch alle. Der Hunger ist stärker als die pubertäre Schlaftrunkenheit. Die Jungs suchen das Nutella und finden es nicht (ich muss zugeben, dass ich es einfach mal versteckt habe). In ihrer Not greifen sie bei der Marmelade zu, geht doch. 

Aber die Jungs sind auch einfach klasse, reparieren das Rad von Bambi, die beim Anreisetag wahrscheinlich absichtlich durch Glas und Steine fuhr, weil sie so erschöpft war. Sie kümmern sich um den Grill, sehr gut. Um 11 Uhr fahren viele ins Schwimmbad und mit mir bleiben einige im Haus. Vorher gehe ich einkaufen und lande bei einer Landfleischerei mit Namen Keller, wo Rinder und Schafe leben. Von einem Rind erhalte ich über drei Kilo herrliches Hackfleisch, welches morgen zu wunderbaren Burgern verarbeitet werden wird. Hört sich komisch an, der letzte Satz. Verkauft hat die Ware eine sehr nette Frau, Rindfleisch sei trotzdem richtig. Zurück beschließen wir zum Rödelstein zu wandern, durch eine wunderbare Landschaft mit Wiesen, von denen wir in der vorderen Südpfalz nur träumen können, wo jedes Zipfelchen Erde für Weinreben reserviert ist. Und dann geht es steil bergan, die letzten 300 m zum Rödelstein dauern gefühlt so lang wie die Wanderung bis hierher. Oben angekommen werden wir mit herrlichen Blicken in den nebeldurchtränkten Wasgau belohnt. Und dann denken wir an unsere Jungs und Mädels im Schwimmbad. Wir fühlen uns als die wahren Helden, „Alter, wir sind eins mit der Natur“, sagt plötzlich Marylyn und ich weiß, dass ich wieder einmal die richtige Entscheidung getroffen habe. Für mich sind Hallenbäder chlorverseuchte, pinkelvolle Kloaken, für die ich auch noch Geld zahlen muss. Als wir zurückgehen, zwischendurch wegen des Regens im Wald warten und dann über uns die Burgruine Lindelbrunn sehen, sind wir einfach nur glücklich. Die Bratwürste von gestern, die einige der Mädels ein paar Minuten später schon wieder kalt verspeisen, nachdem sie zum späten Frühstück Steakbrötchen gegessen hatten, krönen unseren Nachmittag. Und jetzt kommen die Schwimmer zurück. 

Tiramisu soll es zum Nachtisch geben, schnell sind sie in der Küche, die Kessler Zwillinge, Curley Sue und Spirelli und auch Bambi. Sofort sind sind am Werkeln, Spargel schält Tomaten und Bycycle ordnet die Dinge und muss vorher aber Choco Crossies vernichten. Und dann geht es los in der Küche. Das war der Wahnsinn, die Kesslerzwillinge und Bycycle in ihrem Element, die Bratkartoffeln Weltklasse, Frischfleisch und Maultäschchen zaubern einen formidablen Quark, da wird gratiniert, souffliert, angebraten, eingekocht, gesugot, danach geputzt, geschrubbt, geschraubt (eine Schranktür wurde wieder eingesetzt, hier zeigt Spargel seine handwerklichen Fähigkeiten, das kann er).

 Manche großen Mädchen nerven: „Ich will nach Hause“. Am 6. Tag merkt man plötzlich die Anstrengung. Der Labbeltag fördert keine Energie zu Tage, sondern genau das Gegenteil. Das Gewohnte fehlt. Wenn Sie auf der Bühne stehen oder Erbsensuppe verkaufen, werden sie das Ganze wieder vergessen haben. Aber heute Abend ist Tristesse angesagt. Da sind plötzlich die Eltern, die sonst nerven, die liebsten Menschen. So sieht es aus. Morgen wird geprobt und eine schöne Wanderung ist doch auch ein lohnendes Projekt.


















Auftritte

9.9 GS Süd (Tel 4480) 
12 Uhr

12.9.Montessori (Tel 945481) Kerstin Seibert Grundschulleitung  
11 Uhr

13.9. Wohö (Tel 4472) 
12 Uhr

14.9. Horstring (Tel 4412) 
11 Uhr

16.9. Pesta (4460) 
11 Uhr



Tag 7: Sonntag, 11.09.2022

Sonntag; es ist 7.30. Ich wache auf,  Bycycle ist schon wach und hat Kaffee gekocht; Spargel und ich kommen dazu und schlürfen einen ersten Koffeintrunk. Bycycle brutzelt eine Tomatensoße, irgendwie passt der Geruch nicht zu meinem Gefühl am frühen Morgen. Ich bin irgendwie eher in Richtung Marmelade unterwegs. Die Kinder im Koma, scheinbar haben sie wieder die Nacht zum Tage gemacht. Die Großen bleiben noch lange weg. Wir planen auf den Lindelbrunn zu gehen. Los soll es um 10.30 gehen, nach und nach kriechen sie aus ihren Betten und dann gehen wir, nicht zum Wohlgefallen aller, zur Burgruine, steil bergab. Man muss schon schnaufen auf dem Weg nach oben. 

Dort angekommen wird man so was von belohnt, die Sonne strahlt und wir machen tolle Bilder von der wunderschönen Landschaft. Dieser Ort ist eine tolle Filmkulisse, bei diesem Licht allemal. Die einen wollen so schnell es geht zurück, andere gar nicht mehr weg. Wir bekommen Besuch und treffen sogar eine Kollegin. Zu Mittag essen wir mit den Hüttenzauberern Spaghetti, die nach dem FCK-Spiel wieder zur Ringelsberghütte fahren und dringend Kohlenhydrate brauchen. Die 2 Tage mit den Hüttenzauberern waren sehr schön. Wir haben so viel gekocht, dass wir uns in die nächsten Tage von Resten versorgen können. Jetzt sind sie weg. Und es ist echt ruhig im Haus. Mein Intellektuellenclub verfällt wieder in einen ganz anderen Energielevel. Gefallen hat es ihnen aber gut, sie hatten Angst um ihre Ruhe und sich dennoch gefreut andere wiederzusehen. Ich auch, mit Spargel und Bycycle zu schaffen ist wirklich stressfrei. 

Vor dem Abendessen versuchen wir uns an den Ablauf unseres Theaterstückes zu erinnern. Der einzige, der manchmal nicht durchblickt, ist der Alte. Und dann gibt es Burger. Ihr erinnert euch, mit Rindfleisch von der Landfleischerei Keller, lecker und wenn man sieht, dass das Fleisch nicht weniger wird, ist man glücklich. Heute Abend spielen wir. Werwolf ist das angesagte Spiel. Mal schauen, wer sich irgendwann traut, Wizard gegen den Alten zu spielen. 

Bis morgen.

















Tag 8: Montag, 12.09.22

Hallo ihr Lieben, heute melde ich (Julia vom Blogspot) mich mal persönlich bei euch. 😊 Ich hatte heute nämlich die Ehre, bei der Aufführung der Theaterbande in der Montessori-Schule Landau dabei sein zu dürfen.
Ich tu mir ein wenig schwer, die passenden Worte zu finden. Ich war und bin begeistert von dem Stück, den Schauspielkünsten und der Truppe allgemein.

Das Publikum, inklusive mir, hat sich voll und ganz auf das Stück konzentriert. Man muss bedenken, dass sehr viele junge Kinder zuschauten. Alle waren leise und fasziniert 😊 Ich poste euch auch ein Video von den Rückmeldungen zur Aufführung. Es ist so toll, wie die Kinder darauf reagierten. Alle waren begeistert. Das hat man auch unschwer an dem Standing Ovation und dem unendlich langen Klatschen nach eurem Stück erkennen können

Ihr habt meinen größten Respekt, ihr macht das ganz ganz toll. Herr Haug hat mir stolz erzählt, dass sich anfangs Kinder nicht auf die Bühne trauten, aber dann ihre Ängste überwunden haben. Sehr stark, ihr könnt so stolz auf euch sein!😊

Natürlich habe ich Vieles festgehalten, was ich euch nicht vorenthalten möchte! 

Kleiner Tipp von mir: Das nächste mal darf das Stück gerne etwas länger gehen. Ich schaue euch nämlich sehr gerne zu und freue mich immer sehr auf eine Einladung!😉































Montag ist ein Misttag, heißt es in einem Lied, das ich kenne; so ein bisschen war das heute so. Der Morgen geht gut los, alles wie immer. Außer Frischfleisch und dem Alten ist keiner da. Wir haben kaum unsere erste Tasse Kaffee, da steht schon Flummies Mutter in der Küche, sehr pünktlich. Und bald darauf auch schon die nächste Fahrerin. Die Kinder lassen sich Zeit. Pünktlich um 8.30h kommen wir auch los. Wir fahren alle den Weg zur Montessorischule in Landau. 

Wir? Nicht ganz, in Landau kommt der Anruf vom Joker: „Ich denke, du hast mich vergessen. Also, ich bin jetzt irgendwie doch nicht mitgekommen“. "Ach was, wieso das denn nicht? ", dass wir im Zimmer nicht nachgeschaut haben, erweist sich als Fehler, unsererseits natürlich. Also, schnell die anderen absetzen, Auto ausladen, und zurück zum Lindelbrunn. Zum Glück haben wir einen Zeitpuffer einkalkuliert. Zeitpuffer? Ich gehe zur Koordinatorin der Montessorischule, letzte Absprachen, danach zu den Kindern in die Halle. Unterwegs kommen Flummi und Joker mir entgegen. Er hat seine Schminke vergessen, ich im Vollsprint zur GS Süd und der dortigen Schüta. „Habt ihr Schminke?“ Zum Glück ja, inzwischen war es 10 Minuten vor dem Auftritt. 2 Minuten vor dem Auftritt ist Schlumpf oder heißt er Joker? fertig. Just in time. Wir hatten heute Besuch von den Blogspotlern. Die werden viele Bilder und Eindrücke von der Aufführung zeigen. Ich habe den Kindern gesagt, dass eine zweite Aufführung nach einer tollen ersten Aufführung schwierig werden kann. Eigentlich ist sie dann doch ganz gut. Aber die Kinder sind sehr verunsichert. Fast die ganze Zeit lacht überhaupt niemand. Oder fast nicht. Und das haben meine Theaterkinder nicht erwartet, Verunsicherung macht sich breit. Die Grundschulkinder der Monte waren großartig. Manchmal dachte ich, sie würden das Atmen vergessen. Sie waren so gebannt und hörten so aufmerksam zu, dass sie jegliche Reaktion vermissen ließen. Selbst Profis hätten hier, so glaube ich, nachgedacht. Die Theaterbande spielt weiter, nicht frei, nicht laut, aber weiter. Und das war toll, heute Abend reden wir darüber. Der Alte hofft, dass sie verstehen, was sie heute geleistet haben. Dann abbauen, Bus packen und losfahren. 

4 Kinder sollen mit Bahn und Bus fahren und das ist ein Abenteuer. Mit der Bahn nach Annweiler, wir gehen einkaufen. Danach wollen wir uns in Vorderweidenthal treffen. Allein,  sie sind nicht gekommen. Im Haus erzählt uns Frischfleisch, dass Flummi, zu ihrer Tante in Annweiler gegangen ist. Diese fuhr sie zu uns, nicht ohne einen strengen Blick auf den Alten zu werfen. Dieser ruft beim Busbetreiber an und fragt nach. Der Koordinator für Busse bei der Stadt Landau wusste auch keinen Rat. Irgendwann am Nachmittag stehen zwei Mädchen bei uns, die sich als Cousinen von Flash und Pfälzer Schinkenwurst entpuppen. Sie waren exakt mit dem Bus gefahren, den Flummi, Eddy Merchx, Schlumpf und Lissy hätten nehmen müssen. Eddy Merchx erklärte mir, dass sie Flummi darauf aufmerksam gemacht haben, dass gerade eben ein Bus mit der Nummer 525 vorbeigefahren sei. Zu spät. Ja, das war er, der Bus nach Vorderweidenthal. Da Flummi und Schlumpf der Meinung waren, die Nummer würde 252 lauten, hatte Eddy Merchx keine Chance. Es gibt in unserer Gegend überhaupt keine Buslinie, die mit 2 beginnt, da Eddy Merchx aber alleine war und sich nicht durchsetzen konnte, haben wieder einmal die Unwissenden gesiegt. Gerade haben wir Reste gegessen, Spaghetti mit einer tollen Sauce, Eisbergsalat mit Paprika, Gurken und Frühlingszwiebeln, Steakstreifen und Bratwürste (die waren beim Grillen mit den Hüttenzauberern übrig geblieben), ein wahrlich fürstliches Mahl. So kommt der Alte wohl echt um die Frühlingsrollen rum, die er so gar nicht mag. 
Jetzt kommt es gleich zu einem großen Event. Wir spielen alle Werwolf und ratet mal, wer als erster getötet wird und danach flucht wie ein Irrer? 













Tag 9: Dienstag, 13.09.2022


Irgendwie nicht gut geschlafen, früh zur Bäckerei Stöbener, wunderbare Brötchen, wie gut, dass es Bäckereien gibt, die ehrliche Brötchen backen. Wunderbar. Zurück, Kaffee kochen, Frischfleisch ist auch schon da, frühstücken um 8.15 h. Geht gut los, der Tag. Die Kids kommen nach und nach. Müde sehen sie noch aus, heute geht es zur GS Wollmesheimer Höhe, die Kids aufgeregt, sind doch einige Geschwister dort am Start. Große Aufgabe für Pfälzer Schinkenwurst und Flash und auch Fuchsi. Die werden es schon meistern und dann kommen die Eltern, cool die Unterstützung. 

Um Punkt 9.00 h geht es los Richtung Landau. Beim Alten fahren Bambi und Fuchsi mit, was keine ruhige Fahrt verspricht. Die Aufführung ist richtig gut, die Kids setzen ihre Stimme super ein, Schlumpfi bringt die beste Leistung, die ich bisher bei ihm/ihr gesehen habe. Die Gräfin und Harley sind zwei Powergirls und unterstützen den Boss nach Kräften. Fuchsi, Lissy und die Pfälzer Schinkenwurst sind als Roboter auch gut bei der Sache. Spirelli und Flash kämpfen gegen das Lachen an, bekommen es aber dann doch ganz gut hin. Koala ist diesmal ganz und voll dabei, Flummi auch. Je länger wir arbeiten desto besser wird sie. Shrek dirigiert wie Herbert von Karajan (für die Jüngeren unter den LeserIinnen, das war ein berühmter Dirigent), Bambi ist in ihren Soloszenen ganz bei sich, aber ebenso wie Shrek auch leicht abzulenken. Eddy Merchx bringt am Schluss alles wunderbar auf den Punkt. Alles gut. Die Rückmeldung verläuft ganz anders als gestern, die Kids der WOHÖ waren so angetan. „Es waren alle gut, wunderbar“, wir freuen uns, bei der Beifallrakete konnte ich bei meinen coolen Kids die ein oder andere Träne der  Rührung erkennen. Das haben sie sich auch verdient. 

Danach zurück ins Haus, eine Brotzeit bringt den Hunger weg und die Müdigkeit hervor. Der Intellektuellenclub, also ich meine die Lesecombo oder die Verpeilten würden sich gerne nicht am Ausflug beteiligen. Wir wollen in den Wild-und Wanderpark, mit dem Rad hin und zurück, Google Maps spricht von 17 Minuten Fahrzeit. Das ist der Lesecombo doch zuviel. Der Alte lässt das zum Glück nicht zu, die Stubenhocker müssen mit. Mit der Bemerkung, dass die Combo nicht über Los gehen soll und direkt ins Altersheim, machte er sich wieder einmal keine Freunde bei der Jugend, aber eigentlich hat er doch Recht. Eddy Merchx und Flummi stehen 10 Minuten vor der vereinbarten Zeit schon parat, wie immer eigentlich. Und dann geht es los und wieder verfährt sich der Alte, er schiebt es auf Google Maps. Ein Witz, er hat sich einfach vertan. Statt 17 dauert es 47 Minuten. Aber nicht nur das wird zum Problem, das Rad von Flash, das eigentlich Spirelli gehört, ist Schrott, der Lenker locker. Wir erhalten Hilfe von einem Camper, irgendwie geht es. Im Wild-und Wanderpark gibt es eine existentielle Krise. Manche der Jüngeren wollen keine Tiere schauen und schon gar nicht laufen, irgendwann streiken sie und laufen zurück, ach diese Pubertät. Sie müssen sich auch mal langweilen dürfen. Die anderen haben Spaß, irgendwann rufen sie mich, fürchten den Angriff eines Dammhirschs, der sich ihnen genähert hat. Ich denke, dass es vernünftig ist, wenn sie das Problem alleine klären. 

Der Weg zurück ist manchmal steil. Ich bin so stolz auf mich. Die werden heute Abend sehr gut schlafen. Unterwegs ein Anruf, ihr werdet am Donnerstag in Ilbesheim in der Schule erwartet. Oh je, das wollten wir eigentlich absagen. Aber wenn wir erwartet werden, dann werden wir auch auftreten und freuen uns. In Ilbesheim wird es bestimmt ganz toll. Also planen wir, das wird schon. 

Das Flammkuchenessen heute Abend war ein Erlebnis. Es ist 21.15 Uhr  und der Alte kann mal verschnaufen. „Ich hasse Sie für immer“, kein schöner Satz, aber wenn er von einer Schülerin kommt, die einfach nicht mehr schnaufen kann, weil sie mit dem Rad nicht mehr weiterkommt, ist er zu verkraften, das wird schon wieder, da bin ich mir sicher.














10. Tag: Mittwoch, 14.09.2022

Es regnet Hunde und Katzen, das Wetter meint es gut mit der Natur, aber nicht so gut mit uns. Heute Morgen haben wir einen Auftritt in der Horstring-Grundschule. Heute Morgen sind die Kids müde, fertig, einfach kaputt. Sie haben lange geschlafen, aber man merkt mehr und mehr, wie anstrengend es ist, schon lange Zeit miteinander verbracht zu haben. Keiner ist unleidlich, aber einfach erschöpft. Heute Morgen riefen auch Spargel und Bycycle an, die fragen, wie es uns geht. Wir freuen uns, voneinander zu hören und lachen über Mails, die im Kollegium verschickt werden. Die Welt ist doch manchmal echt lustig.

Los geht es schon wieder. In der Schule werden wir toll empfangen, die Kinder und die Erwachsenen freuen sich. Um 11 Uhr geht es los. Vor Kindern zu spielen, ist immer aufregend. Man weiß nie , was kommt. Diesmal müssen wir uns anstrengen, aber alle machen es richtig gut, auch die kleinen Zuschauerinnen und Zuschauer. Sie zeigen sich begeistert, und geben einen donnernden Applaus. Ich habe das Gefühl, da entlädt sich die ganze Spannung, die sich in der Zeit der Vorstellung aufgebaut hat. Toll. Das Gespräch danach zeigt, dass sie verstanden haben. Eine tolle Gelegenheit für die ganze Schule weiterzumachen und das Thema Sprache auf eine motivierende Art und Weise in die Schule zu tragen. 

Wir bauen ab, Bambi und Koala fahren mit dem Alten nach Ilbesheim, wo sie die Kulisse für den nächsten Auftritt zwischenlagern. Die anderen putzen im Dekanatsjugendheim schon den Keller und richten ihre persönlichen Sachen. Besonders viel Mühe mussten sich Bambi und Frischfleisch geben, weil die Tafel im Speiseraum mit einer Art Edding von uns beschrieben war, Haarspray und Nagellackentferner mit heißem Wasser reinigen offensichtlich alles. 

Heute Abend haben wir uns in Gossersweiler große Familienpizzen geholt, die dem Alten überhaupt nicht geschmeckt hat. Die Küche ist auch schon gereinigt. Morgen wollen wir sehr früh aufstehen und nach Ilbesheim fahren. Dann zurückkommen, fertig putzen und mit dem Rad nach Landau fahren, zu Hause schlafen und am Freitag unseren letzten Auftritt haben. Der Abend ist auch gerettet, denn Flummies Mutter hat Snacks gekauft, die auf einem Tisch im Speiseraum stehen. Lange wird es nicht dauern, bis die Meute sie verspeist hat, obwohl der Magen eigentlich voll mit Pizza ist. Neben mir spielen sie wieder Wizard, kurz vor Ende führt Frischfleisch. Spirelli und Koala liegen gleich auf dahinter. Zum Abschluss des Tages bei Snacks nebst Getränken spielen sie noch Werwolf. Der Abend ist schön, aber laut. Shrek hielt es um 9.45 h nicht mehr aus, wollte lesen gehen. Schon klar, 15-Jährige brauchen um diese Zeit ihre Ruhe. Gute Nacht.










11. Tag, Donnerstag, 15.09.2022

Was für eine Aufführung. - Okay der Reihe nach. - Heute war unsere 5. Vorstellung. Vorher sehr frühes Aufstehen, der Alte war schon um 5.30 wach und telefonierte mit seinem Telefonanbieter, er musste einen DATA-Snack kaufen und stellt euch vor, es hat geklappt. Vor dem Frühstück werden schon Koffer gepackt, draußen hat der Herrgott die Schleusen geöffnet. Es regnet unablässig und heftig.

Dann nach Ilbesheim, wo der Hausmeister uns empfängt. Ich sage den Kids, dass wir hier in einer ländlichen Schule sein werden und die Kinder bestimmt ganz brav. Was dann kam, war ganz viel Energie. Zum ersten Mal lachen die Kinder bei jedem bösen Wort, laut und hörbar. Die Theaterkids waren verdutzt, so eine Reaktion haben sie noch nie erlebt. Die jungen Zuschauerinnen waren nicht böse, sondern nur einfach mit Feuereifer dabei, so ähnlich wir beim Kasperletheater, herrlich. Je länger das Stück dauerte, desto gebannter waren die Kinder, wird das Böse siegen oder gewinnt am Ende doch das Gute? Am Ende ganz viel Beifall und ein großes Lob durch die Kinder, vor allem die Jungs lobten den Joker (fragt man sich dann doch schon, woher 7-Jährige Joker kennen?). Eine Lehrerin sprach den Alten danach an und sagte, dass sie das Bilderbuch, das uns als Ausgangstext diente, kenne und schon mit Kindern bearbeitet habe. Ich wünsche mir, dass das die ganze Schulgemeinschaft einmal macht. Wäre doch eine tolle Idee. Zum Schluss wurden wir noch beschenkt und zwar reichlich, vielen Dank dafür. 

Morgen ist unsere kleine Tour zu Ende, der Auftritt in der Grundschule Pestalozzi wird unsere vorerst letzte Aufführung sein, der Alte will unbedingt in der Schule auftreten, da müssen bei den Kids noch dicke Bretter gebohrt werden und dann schnell zum Lindelbrunn, die Bude reinigen und mit dem Rad zurück nach Landau.

Dann geschah ein Wunder. Auf der Hinfahrt brauchten wir 5 Stunden. Die Rückfahrt dauerte gerademal 90 Minuten trotz Pausen. Wir hatten unterwegs die Gruppe Shut up legs getroffen und Fotos gemacht. Um 15.40 war der Rest von uns an der Schule, morgen um 9h sehen wir uns wieder zum Aufbau in der Pestalozzi!
















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